Ein schönes Land, aber

Typisch Frankreich Das Verhältnis zwischen Touristen und Franzosen ist oft angespannt. Warum nur?

Illustration: Jill Senft
Illustration: Jill Senft

Frankreich könnte das unwiderstehlichste Land dieses Planeten sein – wäre da nicht der schlechte Ruf der Franzosen. Denn im Gegensatz zu seinen allerorts gepriesenen Landschaften und seiner international gefeierten Küche gelten seine Einwohner leider als etwas rüde. In Umfragen wählen Reisende Frankreich immer wieder zum unfreundlichsten Land weltweit. Betrachtet man die Vielzahl der Touristen, scheint das zwar verwunderlich. Doch auch meine Freunde hörte ich schon oft sagen: „Ein wunderschönes Land, aber die Leute …!“ Ich teile diese Erfahrung nicht, allerdings habe ich gegenüber den meisten Besuchern einen entscheidenden Vorteil: Ich spreche Französisch. Denn Franzosen scheinen vor allem Menschen mit Unfreundlichkeit zu begegnen, die ihre schöne Sprache nicht beherrschen. Das ergab auch die jüngste Umfrage des Auswanderer-Netzwerks InterNations, bei der unsere Nachbarn auf Platz 42 landeten – bei insgesamt 68 Plätzen.

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Dabei perlt die internationale Kritik längst nicht mehr an den Franzosen ab. Bereits 2015 verordnete der damalige Außenminister Laurent Fabius dem Land eine Lächel-Kampagne, um das Image des Landes aufzupolieren und den Tourismus anzukurbeln. In einem Bericht wurde den Bürgern behutsam erklärt, dass Französisch zwar Träger der eigenen „art de vivre“ sei, aber andere Sprachen ein „Werkzeug der interkulturellen Kommunikation“ darstellten. Klar, dass hier vor allem die englische Sprache gemeint war, zu der die Franzosen ein äußerst gespanntes Verhältnis haben: nicht zuletzt, weil das Englische und nicht die Sprache der Aufklärung zur Weltsprache avancierte. Und so reagieren sie eben besonders unwirsch, wenn Touristen nach Paris kommen und ungeniert auf Englisch losquatschen. Schade eigentlich, dass wir Deutschen diese elegante Ausrede nicht verwenden können. Denn obwohl wir Englisch zumindest besser parlieren, schneidet Deutschland beim Reise-Ranking nur unwesentlich besser ab als Frankreich. Deshalb ein Vorschlag zur Güte: Wenn Sie in Berlin oder München mal wieder ein Tourist auf Französisch anspricht: Lächeln Sie!

Die Autorin lebt seit 2009 in Straßburg und arbeitet als freie Journalistin