Bombige Geschäfte

Die Abhängigkeit von der übermächtigen US-Rüstungs­industrie stellt Europas NATO-Mitglieder vor Probleme. Höhere Verteidigungsbudgets sind nur ein Teil der Lösung.

Schwarz-weiß Bild einer Militärparade mit einem salutierenden Kind im Vordergrund, das in eine US-Flagge gekleidet ist
Militär: US-Soldaten feierten 1918 den Sieg im Ersten Weltkrieg mit einer Parade in New York. Foto: Paul Thompson / FPG / Getty Images

Rüstungsexporte erleben derzeit einen Boom.Grund dafür ist nicht allein der Ukrainekrieg. Die Waffenhersteller, zumal jene in den USA, profitieren insbesondere davon, dass Käufer aus aller Welt angesichts der angespannten politischen Gesamtlage ihre Arsenale auffüllen, um für künftige Konflikte gewappnet zu sein. Ob europäische, asiatische oder arabische Länder – die Nachfrage nach Raketen, Drohnen und anderen modernen Waffen ist extrem gestiegen, heißt es im Jahresreport 2024 des Stockholm International Peace Research Institute (Sipri). Laut Angaben des US-Außenministeriums spülte der Boom Konzernen wie Lockheed ­Martin, ­Northrop ­Grumman oder ­General ­Dynamics 2023 rund 283 Milliarden US-Dollar in die Kassen – eine Steigerung von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ganz oben auf den Einkaufslisten stehen das Raketensystem Himars und moderne Kampfflugzeuge wie der Tarnkappenjet F-35, der sich mittlerweile zu einem regelrechten Verkaufsschlager entwickelt hat: Zusätzlich zu den 2.456 für die US-Streitkräfte ­produzierten F-35 haben andere NATO-­Staaten insgesamt 636 Flugzeuge dieses Typs bestellt; 35 von ihnen sollen ab 2027 bei der Bundeswehr fliegen. Mehr als 400 weitere dieser Maschinen wurden von Japan, Australien, Israel und anderen verbündeten Nationen geordert. Stückpreis, je nach Ausstattung: bis zu 108 Millionen US-Dollar. Hersteller ­Lockheed ­Martin sowie Dutzenden Zulieferbetrieben in fast allen US-Bundesstaaten sichert die F-35 lukrative Geschäfte auf Jahre hinaus.

Amerikas Kriege

Dokumentarfilm

Dienstag, 11.3. —
20.15 Uhr
bis 8.6. in der
Mediathek

Eine Militäreinheit vor einer US-amerikanischen Flagge
Eine US-Einheit bei einer Einsatzbesprechung 2021 in Nordsyrien. Foto: John Moore / Getty Images

Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts gelten die USA weltweit als Waffenproduzent Nummer eins –auch weil das Land seither fast ununterbrochen Kriege geführt beziehungsweise militärisch interveniert hat. Das zeigt der Dokumentarfilm „Amerikas Kriege“, den ­ARTE im März ausstrahlt. Unter Präsident Dwight D. ­Eisenhower entstand in den 1960er Jahren der militärisch-­industrielle Komplex (MIK): eine Verschränkung von Rüstungsfirmen, Politik und Militär, ausgerichtet auf Entwicklung und Produktion technologisch überlegener Waffen. Er hat sich zu einem bedeutenden Pfeiler der Wirtschaft entwickelt. Jede US-Regierung, ob republikanisch oder demokratisch, handelt im Sinne des MIK, um einerseits die wirtschaftliche Stabilität des Landes zu gewährleisten und andererseits den globalen sicherheits- und machtpolitischen Anforderungen gewachsen zu sein.

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