Andere Länder andere Lösungen

Start-ups In Afrikas digitalen Hochburgen entstehen Hightech-Hilfen für den Alltag – unabhängig von westlichen Normen.

Do it yourself: Das Start-up AB3D aus Nairobi baut 3D-Drucker aus recyceltem Elektroschrott.
Do it yourself: Das Start-up AB3D aus Nairobi baut 3D-Drucker aus recyceltem Elektroschrott. Foto: Janek Stroisch

Probleme erkennen, lösen – und aus der Problemlösung ein Geschäftsmodell entwickeln. Darum ging es von Anfang an bei der von Garagentüftlern ausgelösten digitalen Revolution. Und darum geht es auch den Ingenieuren, Entwicklern und Gründern in den digitalen Hotspots, die sich mittlerweile über den ganzen afrikanischen Kontinent verteilen. Vor welchen technischen Herausforderungen sie stehen und vor allem welche Probleme für die Menschen in aufstrebenden digitalen Entwicklungsländern wie Äthiopien, Kenia, Nigeria, Ghana oder Ruanda wirklich von Bedeutung sind, zeigt die ARTE-Dokumentation „Digital Africa“. „Unsere Hauptprobleme sind sozialer Natur – sei es Bildung, Gesundheit, Logistik und Grundversorgung. Der Internethandel wächst, aber wenn man hinschaut, was die Leute kaufen, sieht man: Das ist kein Unterhaltungskram“, sagt Sheila Birgen, Leiterin des Innovationszentrums iHub im kenianischen Nairobi. Fünf besonders spannende Beispiele für spezifisch afrikanische Digital-Angebote:

Start-up: BRCK

Das Problem: Neue Hardware ist in erster Linie auf die Bedürfnisse der Industrienationen ausgelegt. In vielen Regionen Afrikas, in denen es eine hohe Hitze- und Staubbelastung gibt, erweisen sich die Geräte jedoch als nicht anpassungsfähig genug.

Die Lösung: „Hardware aus Afrika für Afrika“, wie es das kenianische Unternehmen BRCK formuliert. Das Start-up baut seit 2013 robuste Modems, die ohne Stromversorgung funktionieren und abgelegene Gebiete mit dem Internet verbinden. Außerdem wurde mit Kio Kit eine wetterfeste, mobile Lernplattform entwickelt. Sie besteht aus einer Box mit 40 Tablets, die an die Wetterbedingungen in Kenia und die Bedürfnisse von Kindern angepasst sind. Zu ihrer Ausstattung gehören eine Festplatte mit Lern-Software und ein Modem für den Internetzugang.

Start-up: PAYGO ENERGY

Das Problem: In Kenia und anderen afrikanischen Ländern kochen Millionen Menschen immer noch mit offenen Kaminen und ineffizienten Kochherden. Brennstoffe wie Holzkohle und Kerosin verursachen schwerwiegende Umwelt- und Gesundheitsschäden.

Die Lösung: PayGo Energy stellt Menschen moderne Gasherde zur Verfügung und versorgt sie über ein effizientes Vertriebssystem mit Gasflaschen, bei denen der Verbrauch via App in tagesaktuellen Mikrobeträgen abgerechnet wird.

Die Sendung auf Arte

Die Geopolitische Dokumentation „Digital Africa“ gibt es am Dienstag 11.6. um 00:50 Uhr bei ARTE und bis 11.7. in der Mediathek.

Start-up: ARED

Das Problem: Die digitale Infrastruktur ist in Städten und Regionen, in denen der Einzelhandel noch von selbstständigen, mobilen Verkäufern geprägt ist, meist schlecht ausgebaut. Gleichzeitig herrscht eine latente Unterversorgung mit Strom.

Die Lösung: Die in Ruanda und Uganda tätige Plattform ARED macht fliegende Händler fit für die Zukunft – mit mobilen, mit Solarmodul ausgestatteten Kiosken („Shiriki-Hubs“). Der zweirädrige Stand dient zum Verkauf von Produkten, zudem verfügt er über eingebaute Lautsprecher, einem Internet-Router, Internet-der-Dinge-Sensoren und Ladestationen für bis zu 30 Handys, Tablets und Laptops.

Start-up: CHARIS UAS

Das Problem: Aufgrund der ungleich härteren klimatischen Bedingungen haben Landwirte in afrikanischen Ländern ein noch höheres Risiko für Ernteausfälle als Bauern im globalen Norden.

Die Lösung: Charis UAS bietet Bauern in Ruanda eine hochmoderne Ernteüberwachung durch Drohnen an – samt speziell geschulten Piloten und datengestützter Analyse.

Start-up: AB3D

Das Problem: Speziell in Subsahara-Afrika stapeln sich Millionen Tonnen Elektronikschrott – ein Großteil davon aus Europa. Hochwertige, neue Hardware ist hingegen für viele Menschen in Afrika unerschwinglich, wo das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen teils bei unter zwei US-Dollar pro Tag liegt.

Die Lösung: Das Unternehmen AB3D aus Nairobi baut preisgünstige 3D-Drucker aus recyceltem Elektroschrott. Open-Source-Software und Online-Tutorials helfen Nutzern bei der Inbetriebnahme.