Liebe auf den ersten Dackelblick

Die kleinen Vierbeiner sind große Jäger, Kaiser und Künstler liebten ihre Dackel. Ihre Wurzeln und der ­internationale Erfolg machen sie zu Hunden von Welt.

Dackel vor rosa Hintergrund
Er geht auf die Jagd und die Rennstrecke: Dackel gelten als ausgesprochen vielseitig. Foto: Eric Isselée / iStock

Der Dackel ist von kleiner Statur, aber großer Bedeutung. Auf seinen kurzen Beinen hat er es weit gebracht in der Welt – der echten und der virtuellen. Kein Kontinent ohne Vereine und Fangruppen für den Dackel, Teckel oder Dachshund. In sämtlichen sozialen Netzen dackelt es. Allein bei Instagram liefert der Hashtag #dackel mehr als zwei Millionen ­Treffer, ­#dachshund bringt es gar auf gut 20 Millionen Beiträge. Wundert sich da jemand, dass eine Tierschutzorganisation im fernen Australien 2019 den Welttag der Dackel ins Leben gerufen hat? Er fällt auf das Datum der Sonnenwende rund um den 21. Juni, kürzester Tag des Jahres auf der Südhalbkugel und bei uns genau umgekehrt. Kurz, lang – die augenzwinkernde Anspielung auf die typische Dackelanatomie versteht man in beiden Hemisphären.

International, das zeigt die ARTE-Dokumentation „Der ­Dackel“, war er von jeher. Die Wurzeln reichen zurück bis in die Antike, nach Norditalien etwa, die Gegend um Verona, und nach Gallien, rund um das heutige Lyon. In beiden Regionen führten keltische Stämme kompakte Jagdhunde mit sich. Unmittelbare Dackel-­Vorläufer waren die im Mittelalter europaweit verbreiteten Bracken. Hierzulande wurden die Tiere dann, beginnend in der frühen Neuzeit, für beherzte Einsätze in Dachs- oder Fuchs­bauen gezielt zurechtgeschrumpft. Und erhielten ihren Namen: Vom „Dachs-­Kriecher“ schreibt beispielsweise 1719 Hans ­Friedrich von ­Fleming in seinem Band „Der ­Vollkommene Teutsche Jäger“. Noch im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm steht Mitte des 19. Jahrhunderts zwar der Eintrag „Dachshund“, nicht aber das Wort „Dackel“. Und ebensowenig das waidmännische „Teckel“.

Der Dackel

Gesellschaftsdoku

Donnerstag, 26.6.
— 20.15 Uhr
bis 23.9. auf arte.tv

 

Andy Warhol mit Dackel auf dem Schoß
Dackelwelten: Andy Warhols ­Archie wurde Kunst. Foto: Suzanne Vlamis / picture alliance / AP Images Archives

FLINK ÜBER UND UNTER DER ERDE

Systematisiert wurde in jener Epoche nicht nur die deutsche Sprache, Zucht und Ordnung zogen auch ins Hundewesen ein. 1879 wurden für Dackel Rassekennzeichen festgelegt, die sich bis heute weitgehend in den Standards der Fédération Cynologique Internationale (FCI) wiederfinden, des weltweit größten Züchterverbands. Danach handelt es sich um einen Jagdhund, dessen „Körperbau ihm ein bewegliches, flinkes Arbeiten über und unter der Erde ermöglicht“. Neben Jägern werden das auch Dackelbesitzer mit Garten bestätigen: Buddeln liegt den Tieren im Blut. Dackelbeine, bei Menschen als Beleidigung verstanden, werden in der Fachsprache zu „kurzläufig“ verbrämt. Und der sprichwörtliche, unwiderstehliche Dackelblick? Liest sich im FCI-Katalog eher nüchtern so: „Augen: Mittelgroß, mandelförmig, gut auseinanderliegend, mit klarem, energischem und doch freundlichem Ausdruck.

JETZT MEHR IN DER AKTUELLEN AUSGABE 06/25 LESEN!