Im Scheinwerferlicht

James Wilkinson war zwölf Jahre alt, als er 1953 bei der Krönung der Queen im Knabenchor von Westminster Abbey sang. Der spätere BBC-Korrespondent erinnert sich.

Porträt von James Wilkinson
Foto: Warner Classics

Damals ging ich auf die Chorschule von Westminster Abbey und kann mich noch genau an den Moment erinnern, als King ­George VI. 1952 starb. Nach der Trauerphase und monatelangen Vorbereitungen fand die Krönung seiner Tochter ­Elizabeth im Juni 1953 statt. Aus dem ganzen Land wurden 180 Sängerknaben rekrutiert – der ganze Chor bestand am Ende aus 400 Sängern. ­Ralph Vaughan ­Williams und ­William ­Walton hatten für den Anlass Musik komponiert, die sie mit uns einstudierten.

Als wir die Westminster Abbey am Tag der Krönung betraten, trauten wir unseren Augen kaum, so sehr glänzte alles im Scheinwerferlicht. Zum ersten Mal wurde eine solche Zeremonie live im Fernsehen übertragen: hermelinbesetzte Roben, blau-goldene Teppiche, Gäste in Uniform und mit glitzernden Juwelen. Nach langem Warten erhoben sich plötzlich alle, in der Annahme, die Königin sei endlich eingetroffen – stattdessen erschienen vier Reinigungskräfte mit Teppichkehrern vor der Orgelempore. Die gesamte Kirche brach in Gelächter aus und setzte sich wieder. Wenig später sangen wir ­Hubert ­Parrys „I Was Glad“, während ­Elizabeth II. bedächtig den Mittelgang entlangschritt.

Als wir die Kirche betraten, trauten wir unseren Augen kaum

James Wilkinson, Zeitzeuge der Krönung