Energie und Industrie
Der Energiesektor ist mit rund 35 Prozent der CO₂-Emissionen der größte Verursacher des Klimawandels – und spürt dessen Folgen besonders stark: Steigende Temperaturen verringern den Wirkungsgrad thermischer Kraftwerke. Öl- und Gaspipelines sind vom steigenden Meeresspiegel bedroht. Erdrutsche und Orkane beschädigen Überlandleitungen; Stromtrassen müssen verlagert werden. Viele Industriebetriebe müssen infolge von Dürren und Starkregen die Produktion drosseln oder einstellen: etwa weil kein Kühlwasser vorhanden ist oder Werke überflutet werden – wie 2018 bei BASF in Ludwigshafen. Es drohen Produktionsausfälle, Arbeitsplatzverluste und Exporteinbußen.
To do: Die Branche muss ihre Anlagen für die emissionsfreie Energieerzeugung auf Solar, Wind und Wasser umrüsten. Laut einer aktuellen Studie von KfW Research wird der Umbau bis 2050 rund 400 Milliarden Euro kosten. Langfristig sinken dadurch aber die Energiepreise. Industrieunternehmen müssen ihre Standorte zudem resilienter machen. Dafür veranschlagt die KfW-Studie bis 2050 ein Investitionsvolumen von 620 Milliarden Euro.
Transport und Verkehr
Der Verkehrssektor verursacht rund ein Viertel des energiebedingten CO₂-Ausstoßes und spürt die Auswirkungen des Klimawandels ebenfalls deutlich: Starkregen, Brände, Orkane und Erdrutsche beschädigen oder zerstören die Verkehrsinfrastruktur immer stärker. Um sie robuster zu machen und um Schäden zu reparieren, fallen Studien zufolge in den kommenden drei Jahrzehnten in Deutschland Kosten von jährlich bis zu 30 Milliarden Euro an.
To do: Die komplette und zügige Umstellung des Verkehrssektors auf Elektroantriebe hat für das Umweltbundesamt oberste Priorität. Insgesamt seien in dem Sektor bis 2050 Investitionen in Höhe von
2,1 Billionen Euro nötig, so die Forscher von KfW Research.
Landwirtschaft
Die Agrarbranche gehört laut Bericht des Weltklimarates (IPCC) zu den schlimmsten Umweltsündern. In Deutschland verursacht sie rund 13 Prozent der Treibhausgase: vor allem CO₂, Methan und Lachgas, infolge von Massentierhaltung, Moornutzung und Überdüngung. Dabei beschert die Erderhitzung der Landwirtschaft viele Probleme: sinkende Erträge, Missernten und Verlust von Agrarflächen.
To do: Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft lassen sich etwa mittels Ersatz fossiler durch Biobrennstoffe senken – im Idealfall bis zur CO₂-Neutralität. Alternative Futtermethoden bei der Viehhaltung könnten zudem den Ausstoß von Methan verringern, Ernten durch angepasste Aussaat- und Anbauzeiten optimiert werden.
Bauen und Wohnen
In den kommenden 30 Jahren werden sich die CO₂-Emissionen des Gebäudesektors laut IPCC-Bericht auf rund 40 Prozent der Gesamtmenge an Treibhausgasen verdoppeln – der Anstieg ist vor allem dem Bauboom in den wachsenden Metropolregionen der Schwellenländer zu verdanken.
To do: Energieeffiziente Bauweisen können die Emissionen senken, doch die Sanierung von Bestandsimmobilien wird teuer. KfW Research beziffert die Kosten bis 2050 auf rund 254 Milliarden Euro. Vergleichsweise günstig ist die Umstellung auf klimagerechtere Haushaltsgeräte, deren Kauf ebenso wie die Haussanierung oder der Erwerb eines E-Autos staatlich gefördert werden könnte, etwa indem die Mehrwertsteuer für die Geräte reduziert oder erlassen wird.
Arbeit und Gesundheit
Arbeitskräfte in Industriestaaten wie Deutschland sind auf eine stabile Kommunikationsinfrastruktur angewiesen. Und die wird durch anhaltende Hitzewellen und häufige Extremwetterereignisse immer öfter gestört. Wie schon während der Corona-Pandemie setzen viele Firmen, wenn möglich, weiterhin auf Arbeit im Homeoffice sowie auf intelligente Automatisierung. Doch auch am heimischen Arbeitsplatz wird es heiß, denn längst nicht alle Wohnungen sind klimatisiert. Die Folge: Hitzestress, der Herz-Kreislauf-Krankheiten nach sich ziehen kann.
To do: Angesichts absehbarer Härten für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind laut einer DGB-Studie staatlich geförderte Versicherungsprogramme dringend nötig. Außerdem: Investitionen in innovative Kühlungssysteme. Die Gesamkosten zum Erreichen der Klimaneutralität in den Sektoren Gewerbe und Handel beziffert KfW Research auf knapp 250 Milliarden Euro.