»Rennen um Afrika«

Chinas Kontrolle vieler Bodenschätze in Subsahara-­Afrika bringt Europa in eine riskante Abhängigkeit. Um sich daraus zu befreien, braucht es Partner – und neues Denken.

Vogelperspektive der Stadt Kolwezi in der Demokratischen Republik Kongo
Schatzsuche: Rund um die Stadt Kolwezi in der Demokratischen Republik Kongo werden Kobalt und Kupfer abgebaut – im industriellen Maßstab, aber auch in gefährlichen illegalen Minen. Foto: CNES 2021 / Distribution Airbus DS

Afrika bedient den Rohstoffhunger der Welt. Reich werden dadurch wenige, viele Menschen hingegen zahlen einen hohen Preis: Ausbeutung, Kinderarbeit, zerstörte Natur- und Lebens­räume durch Bergbau, Öl- und Gas­förderung. Der steigende Bedarf etwa an Metallen für Hightech-Produkte wie Handys und E-Autos, der gerade auch Donald Trumps Begehrlichkeiten für Grönland weckt, rückt den afrikanischen Kontinent noch stärker in den Fokus der Industrienationen. Das lässt in den Ländern mit kritischen Ressourcen das Selbstbewusstsein wachsen. Die Politologin ­Melanie ­Müller von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin ist Expertin für die Weltregion, in der China wirtschaftlich enormen Einfluss hat – und Europa neue Partnerschaften anstrebt.

ARTE MagazinWie hat China im südlichen Afrika seine Vormachtstellung bei der Gewinnung kritischer Rohstoffe wie ­Kupfer und Kobalt erlangt?

Melanie Müller Die chinesische Regierung hat früh erkannt, dass sie für die Industrialisierung des Landes den Zugang zu Rohstoffen braucht. In der EU und teilweise den USA hat man Bergbau und energieintensive Weiterverarbeitung zurückgefahren. Diese Lücke hat China genutzt und im Rahmen seiner Initiative Neue Seidenstraße investiert. Übersehen wird aber häufig, dass China nicht nur Geld in die Hand genommen, sondern in Afrika auch eine diplomatische Charmeoffensive gestartet hat.

ARTE Magazin In welcher Weise ist das geschehen?

Melanie Müller Sehr strategisch. Afrikanische Staats- und Regierungs­chefs werden jährlich nach Peking eingeladen und zuvorkommend behandelt. Es gibt Stipendien- und Austauschprogramme. Das ist auf einem Kontinent, der sich immer etwas außen vor gefühlt hat, auf fruchtbaren Boden gefallen.

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