Tropenwälder für immer

In Brasiliens Amazonasmetropole Belém findet im November die 30. UN-Klima­-konferenz statt. Ein symbolischer Ort: Dort zeigt sich, was sich zu schützen lohnt.

Regenwald aus der Vogelperspektive.
Etwa zehn Prozent aller Tierarten leben im Amazonas, darunter rund 1.300 Vogelarten, wovon viele Papageien sind. Foto: Nicky van Veenendaal/500px Prime/Getty Images

Bis nach Belém, Brasiliens nördlichem Eingangstor zum Amazonas, fräst sich seit Kurzem eine 13 Kilometer lange Autobahntrasse durch den Regenwald. Grund dafür ist die UN-Klimakonferenz COP 30, die vom 10. bis 21. November in der Millionenstadt stattfindet. 50.000 Teilnehmende aus der ganzen Welt werden erwartet, um dort über die Zukunft des Klimaschutzes zu verhandeln. Die Gastgeber stellt das vor logistische Herausforderungen, denn Hotels gab es in Belém bislang kaum. Die Regierung reservierte kurzerhand zwei Kreuzfahrtschiffe mit 6.000 Betten, die während der Konferenz auf dem angrenzenden Fluss Rio Guamá bereitstehen. Der Minister für Infrastruktur des Bundesstaates Pará, ­Adler ­Silveira, verspricht, es handele sich um nachhaltige Lösungen für die COP 30 – die Beleuchtung der Autobahn etwa laufe solarbetrieben und man bemühe sich, die Schiffe zumindest teilweise mit Biodiesel zu betreiben.

Abenteuer Brasilien – Ein Land wie ein Kontinent

5-tlg. Dokureihe

ab Mittwoch, 12.11. — 18.35 Uhr
bis 9.2.26 auf arte.tv 

Die Wahl des Amazonasdeltas als Austragungsort der sogenannten Conference of the Parties (COP) verdeutlicht die Ambitionen des diesjährigen Treffens. Ein Schwerpunkt wird auf der globalen Klimafinanzierung liegen: Mit dem geplanten Fonds Tropenwälder für immer (TFFF) soll der Erhalt der Wälder langfristig abgesichert und damit ein zentraler Beitrag zum internationalen Klimaschutz geleistet werden. Belém hat deshalb eine hohe Symbolkraft, weil nun zum ersten Mal eine COP am Rande des Amazonaswalds stattfindet – der viel beschworenen grünen Lunge des Planeten, die bei den Verhandlungen häufig Thema ist und die auch in der ARTE-­Dokureihe „Abenteuer Brasilien – Ein Land wie ein Kontinent“ immer wieder im Fokus steht.

Im brasilianischen Amazonasgebiet sind seit 1985 rund 52 Millionen Hektar Natur verloren gegangen – eine Fläche größer als Spanien. Landesweit summiert sich der Verlust von natürlicher Vegetation sogar auf 111,7 Millionen Hektar, wie aus einem Bericht der Initiative ­Map Biomas hervorgeht, was der dreifachen Fläche Deutschlands entspricht. Neben dem Amazonas sind die tropische Savannenregion Cerrado und Pantanal, das größte Feuchtgebiet der Erde, besonders betroffen.

Abgesehen von verheerenden Dürren und Waldbränden in nie dagewesenem Ausmaß haben auch geopolitische Faktoren einen Anteil an der zunehmenden Zerstörung der Ökosysteme: Die Strafzollpolitik von US-Präsident ­Donald Trump gegen China etwa hat dazu geführt, dass China neue Lieferanten in Brasilien fand – wo wiederum Farmer in Cerrado und dem Amazonas­regenwald neue Flächen vor allem für Soja­anbau und Rinderzucht rodeten. Inzwischen exportiert Brasilien mehr Lebensmittel nach China als jedes andere Land. Während Brasiliens Wirtschaft wächst, schadet der Agrarboom der Natur.

Anders als unter Brasiliens verurteiltem Ex-Präsidenten Jair ­Bolsonaro, der Landwirte ihre Agrarflächen billig erweitern ließ, gibt es unter seinem Nachfolger ­Lula da ­Silva derzeit wieder deutlich weniger Rodungen: Bis 2030 hat er Brasilien eine Null-­Abholzung zugesagt. Brasiliens Umweltministerin ­Marina ­Silva glaubt fest an den Erfolg der Weltklimakonferenz in Belém – obwohl die USA ihre Teilnahme auf Anweisung von Präsident Trump erstmals abgesagt haben: „Für mich ist es unvorstellbar, dass wir keinen Ausweg für die Menschheit finden. Wir dürfen die Fortschritte in der Klimapolitik nicht aufgeben.“

Der Amazonasregenwald ist sowohl Heimat indigener Kulturen, die hier seit langer Zeit im Einklang mit der Natur leben, als auch das Verbreitungsgebiet von mehr als 40.000 Pflanzenarten und einzigartiger Tiere – darunter Jaguare, Ameisenbären, Faultiere und Papageien. Das größte tropische Waldgebiet der Welt ist tatsächlich für das Klima unserer Erde entscheidend: Jährlich bindet es 380 Millionen Tonnen CO₂, was etwa fünf Prozent der weltweiten Emissionen entspricht. Seine sogenannten fliegenden Flüsse, die durch Verdunstung entstehen, beeinflussen nicht nur in Südamerika, sondern indirekt weltweit Lufttemperaturen und Niederschläge. Klimaforscher warnen seit Jahren eindringlich davor, dass bei mangelhaften Schutzmaßnahmen schon bald ein Kipppunkt überschritten werden könnte und dann zu viel Regenwald zerstört oder geschwächt ist, als dass sich die Ökysysteme dauerhaft selbst erhalten oder regenerieren können. Irreversible Auswirkungen auf das regionale und globale Klima wären die Folge.

„Der Planet ist längst im roten Bereich. Wir haben darauf bestanden, dass die COP 30 die Konferenz der Umsetzung der bereits getroffenen Vereinbarungen sein muss“, so Marina Silva. Deshalb trage die COP in Belém den Namen Mutirão, was so viel

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