Die österreichische Regisseurin Jessica Hausner ist bekannt für die artifizielle Ästhetik und dramaturgische Eigenwilligkeit ihrer Filme. Bereits zwei Mal war die Filmemacherin und Drehbuchautorin mit ihren Werken beim Festival in Cannes verteten: 2019 mit dem Science-Fiction-Thriller „Little Joe: Glück ist ein Geschäft“ über eine genmanipulierte Blume, die die Menschen glücklicher machen soll. Und 2023 mit dem Drama „Club Zero“, in dem sie die Grenzen zwischen der Realität und den geschlossenen Gedanken-Konstrukten einer sektiererischen Gruppe auslotet. Ein Gespräch über die Aufgabe von Kunst und die Lust an absurdem Humor.
ARTE Magazin In „Club Zero“ kommt eine Lehrerin neu an eine teure Privatschule und bringt eine Gruppe Jugendlicher dazu, die Nahrungsaufnahme zu verweigern. Was motiviert die Frau?
Jessica Hausner Es hat einen Grund, warum das nicht weiter auserzählt wird. 90 Prozent aller Filme bemühen sich, ihre Figuren möglichst nachvollziehbar zu gestalten und psychologisch zu erklären. Sie gehen davon aus, dass das, was jemand empfindet, auch bestimmt, was er oder sie tut. Ich dagegen schaue auf die Oberfläche, ohne gleich eine Erklärung mitzuliefern.
ARTE Magazin Warum?
Jessica Hausner Für mich ist das ein Zugang, der anerkennt, dass man in eine Person schwer hineinschauen kann. Ich finde, dass es in Wahrheit doch der psychologische Realismus ist, der irreführend ist. Denn in der Realität ist es eigentlich meistens nicht möglich, die Motive einer anderen Person zu durchschauen. Mit meinen Filmen wehre ich mich gegen diese Vereinfachung der menschlichen Psyche.
JETZT MEHR IN DER AKTUELLEN AUSGABE 05/25 LESEN!