Wer über Britney Spears’ Schaffen auf dem Laufenden bleiben will, für den gilt ihr Instagram-Account als die zuverlässigste Quelle. Den steuern auch die Macher von „Britney ohne Filter“ an und stoßen gleich zu Beginn ihrer fünfteiligen Dokureihe auf einen bemerkenswerten Post: die Sängerin mit Leinwand und Staffelei bei der Aquarellmalerei im Innenhof ihres Anwesens. „Als ich 2017 auf dieses Video stieß, musste ich zugeben, dass ich etwas verunsichert war“, sagt eine Frau aus dem Off und gesteht, dass sie dennoch fasziniert gewesen sei.
Damit ist sie nicht allein. Die Faszination scheint weltweit ungebrochen, auch wenn die heute 43-jährige Künstlerin den Pinsel nach allem, was man weiß, inzwischen wieder zur Seite gelegt hat. Schon seit geraumer Zeit liegt ihr Schwerpunkt vor allem auf Tanz. Britney Spears in unvorteilhafter Perspektive und unvorteilhaft knapper Wäsche vor der Kamera ihres Smartphones, das Bewegungsabläufe festhält, die ihr gerade so in den Sinn kommen. „Ich habe so viele Tänze, die die Leute niemals sehen werden“, schreibt sie am 22. November und postet dazu ein Bild von ihren Füßen.
Googelt man Spears’ Namen, gibt es knapp 1,5 Milliarden Einträge, Tendenz steigend. Dabei ist es acht Jahre her, dass sie mit „Glory“ überhaupt ein Album veröffentlicht hat. Ihre letzten Singles waren 2022 ein Duett mit Elton John und 2023 noch eins mit US-Rapper Will.i.am – keines der Lieder macht den Eindruck, als sei sie musikalisch in irgendeiner Weise überhaupt daran beteiligt gewesen. Sowieso scheint sie sich spätestens seit ihrem mit Abstand besten Album „Blackout“ von 2007 aktiv aus ihrem musikalischen Schaffen verabschiedet zu haben. Seit ihrer Zeit als Kinderstar und elfjährige Moderatorin des „Mickey Mouse Club“ ist ihr Leben beinah lückenlos dokumentiert. Erfolge, Abstürze, Beziehungen, Trennungen, Kinder, Scheidungen und Nervenzusammenbrüche. Sie war das All-American-Girl, das zur Jahrtausendwende mit unverwüstlichen Pophits wie „… Baby One More Time“ (1999) und „Toxic“ (2004) die Welt eroberte, mit ihrer scheinbar keuschen Beziehung zu Justin Timberlake die Herzen der Fans rührte, hinterher eine abrupte Verwandlung zum Vamp machte und schließlich unter der Last von Ruhm und Erfolgsdruck öffentlichkeitswirksam den Dienst verweigerte. Sie rasierte sich den Schädel, machte innerhalb von fünf Wochen drei Entziehungskuren, beging Fahrerflucht, sprach plötzlich mit englischem Akzent und verdrosch aufdringliche Fotografen mit dem Regenschirm. Kurzum, sie rebellierte mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen ihre Rolle als millionenschwerer Popstar – mit der Folge, dass sie 2008 von ihrem Vater Jamie Spears kurzerhand entmündigt wurde, auf dass es fortan nicht mehr zu unerwünschten Geschäftsunterbrechungen kommen möge.
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