Muss ich haben!

Statussymbole spielen bereits in jungen Jahren eine wichtige Rolle. Neue Forschung zeigt: Sie prägen die Persönlichkeit von Anfang an.

Kind mit Papp-Krone und rosafarbenem Pelzmantel.
Laut „Kinder Medien Monitor“ 2023 achten knapp 40 Prozent der Kinder zwischen vier und fünf Jahren auf die Marke ihrer Spiel­zeuge, bei den Sechs­ bis Neunjährigen sind es rund 60 Prozent. Foto: Don Smith/Getty Images

Flexen. Ein Wort, das für viele Erwachsene wohl eher nach handwerklicher Arbeit und Baumarktvokabular klingt. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Biegen“. Unter Jugendlichen hat er inzwischen noch eine ganz andere Bedeutung: Als „Flexer“ wird jemand bezeichnet, der gerne protzt. Mit dem trainierten Bizeps, teuren Sneakern oder vielen Likes auf Instagram. Genau mit solchen Statussymbolen beschäftigt sich die dritte Folge der Doku­reihe „Kids – Wie sie ticken“, die ARTE von Januar an ausstrahlt. Teenager erzählen darin, warum die limitierte Louis-­Vuitton-Jogginghose oder ein TikTok-Profil mit vielen Followern so wichtig für sie sind.

Auch die anderen elf Folgen der Doku-reihe stellen die Perspektive Jugendlicher in den Mittelpunkt. Sie beleuchten ganz unterschiedliche Themen, die für Heranwachsende bedeutsam sind – wie die erste Liebe, Probleme mit dem eigenen Körper oder Kreativität. Zusätzlich stellen Expertinnen und Experten neue Forschungsergebnisse etwa aus Psychologie, Pädagogik oder den Neurowissenschaften vor.

Was die Statussymbole angeht, kommen sie hierbei zu teils überraschenden Erkenntnissen. Die wichtigste: Diese haben von der frühen Kindheit an einen besonderen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung. „Bereits im Kindergarten wird es wichtig, welches Spielzeug man hat oder welche Tonies-Figur“, erklärt die Kommunikationswissenschaftlerin ­Nadja ­Enke. Laut „Kinder Medien Monitor“ 2023 achten knapp 40 Prozent der Kinder zwischen vier und fünf Jahren auf die Marke ihrer Spielzeuge, bei den Sechs- bis Neunjährigen sind es rund 60 Prozent.

Dies hat nicht nur mit einer geschäftstüchtigen Werbeindustrie zu tun, die ihre Angebote auf Kinder als loyale und leicht manipulierbare Zielgruppe zuschneidet. Stattdessen liegt es wohl in der Natur des modernen Menschen, mit dem Besitz und Können anzugeben. Statussymbole können eine positive Funktion für die Entwicklung von Autonomie und Selbstwertgefühl haben, so der ­Kinder- und Jugendpsychiater ­Roland ­Burghardt in der Dokufolge. Solange das Prahlen mit dem Lieblingshoodie oder dem Fußballtalent nicht überhandnimmt, kann ein bisschen Flexen Kindern und Jugendlichen dabei helfen, sich von den Eltern zu lösen oder sich einer neuen Gruppe zugehörig zu fühlen – als Teil der individuellen Persönlichkeitsentwicklung.

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Kids – Wie sie ticken

Dokureihe

ab Sonntag, 12.1.
— 08.15 Uhr
bis 18.11.29 in der
Mediathek