Bohn Appétit

Seit Jahrtausenden begleitet die Bohne den Menschen auf allen Kontinenten. Sie dient sogar dem Klimaschutz – als veganes Lebensmittel und weil die Pflanze klug mit Nährstoffen umgeht. Doch die gesunde Hülsenfrucht kann auch giftig werden.

Illustration einer Bohne mit Brille und Haar, die vor einer Konservendose steht.
Als Kulturgut wird die Bohne erst in jüngerer Zeit geschätzt. Ikonisch verewigte sie Andy Warhol in den 1960er Jahren mit mehreren Siebdrucken in seinen "Campbell's Soup Cans". Illustration: Sarah Matuszewski

Die Spur der Bohnen: Wie sie auf den Teller kam

Bohne und Mensch gehen seit Langem Seite an Seite: Archäologische Funde in der Guitarrero-Höhle in den peruanischen Anden belegen, dass Gartenbohnen dort schon vor 8.000 Jahren auf dem Speiseplan standen, am Übergang vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit. Forschungen in jüngster Zeit ergaben, dass sich steinzeitliche Jäger und Sammler in der Region ganz überwiegend pflanzlich ernährt hatten. Es gab deshalb bereits den Vorschlag, künftig besser von Sammler- und Jägerkulturen zu sprechen. In präkolumbischer Zeit über den gesamten süd- und mittelamerikanischen Raum verbreitet, gelangten Gartenbohnen erst im 16. Jahrhundert durch spanische Eroberer, die Konquistadoren, nach Europa. Einen anderen Weg nahm die Ackerbohne, die zur Pflanzengattung der Wicken gehört und weitere Namen wie Saubohne, Dicke Bohne oder Favabohne trägt. Archäologen des Kimmel Centers am Weizmann Institute of Science entdeckten Favabohnensamen, die schon vor rund 10.000 Jahren im prähistorischen Galiläa sorgfältig aufbewahrt worden waren – vermutlich weniger als Snack für eine After-Jagd-Party als zur erneuten Aussaat. In Jahrtausenden wanderte die Bohne aus Nahost über den Mittelmeerraum schließlich bis in unsere Breiten.

Beste Bohne: Superfood für Sparsame

Avocado, Chia oder Açai – häufig erhalten solche Exoten das „Superfood“-Label. Die Bohne aber verdient es ebenso, versetzt sie doch unser Mikrobiom in positive Vibes. Tim Spector, Epidemiologe am Londoner King’s College und für Fans seiner Ernährungs-App und -Bücher fast ein Guru, nennt sie „eine kostengünstige Quelle für pflanzliches Eiweiß, vollgepackt mit Proteinen und Ballaststoffen für die Darmmikroben“. Weil sie helfen, Stickstoff zu fixieren und bodengebundenen Phosphor verfügbar zu machen, spielten Bohnen zudem „eine Schlüsselrolle bei der Anpassung an den Klimawandel“. Auch US-Autor Dan Buettner, der fünf Weltregionen mit auffälliger Langlebigkeit zu „Blue Zones“ deklariert hat, begeistert sich für Bohnen: Eine tägliche Ration erhöhe die Lebenserwartung um vier Jahre. Regelrechte Super-Schoten sind Edamame, japanisch für „Bohnen am Zweig“, mit einem Eiweißgehalt von 13 Prozent. Die unreife Sojabohne sei wertvoll für Vegetarier und Veganer, bescheidet die Krankenkasse AOK, weil die Eiweißqualität „mit der von tierischem Eiweiß vergleichbar“ sei.

JETZT MEHR IN DER AKTUELLEN AUSGABE 10/24 LESEN!

Superfood Bohnen

Wissenschaftsdoku

Samstag, 19.10.
— 21.45 Uhr
bis 18.10. in der
Mediathek